Zum Thema Tierversuche gibt es viele Missverständnisse und mir scheint, dass die aktuelle Rechtslage bei vielen Verbrauchern noch nicht angekommen ist. Ich werde persönlich immer wieder mal gefragt, ob ich, wenn ich in der Kosmetik arbeite auch mit Tierversuchen zu tun habe. Da bin ich einfach total erstaunt. Daher möchte ich nun die Rechtslage erklären.
Seit 2004 dürfen in der EU kosmetische Produkte nicht mehr an Tieren getestet werden. Dazu kam in 2009 das Verbot für kosmetische Inhaltsstoffe. Seit 2016 dürfen keine Daten mehr, die außerhalb der EU durch Tierversuche gewonnen wurden verwendet werden. Soweit so gut. Damit dürfte ja alles klar sein. Leider hält sich der Glaube daran, dass es sie noch gibt trotzdem.
Damit ein Produkt vermarktet werden darf, müssen toxikologische Daten vorliegen, die sicherstellen, dass das Produkt sicher für den Konsumenten und die Natur ist. Das wird dadurch gelöst, dass die Toxikologen, die die Einstufung dafür machen auf alte Daten von vor 2009 zugreifen. Wenn also auf einem Produkt steht, dass es frei von Tierversuchen ist, bedeutet das, dass es seit dem Verbot nicht an Tieren getestet wurde.
Es gibt dann noch den Mythos, dass Stoffe, die sowohl für Kosmetik als auch in anderen chemischen Anwendungen verwendet werden, doch noch an Tieren getestet werden. Auch das ist nicht der Fall. Hier ist es nur zulässig, wenn das Produkt erst für die andere Industrie vermarktet wurde und dann später noch Verwendung in der Kosmetik findet. Diese Tierversuche für andere Anwendungen sind gesetzlich in der Reach Verordnung (Registration, Evaluation and Administration of Chemicals) geregelt. Auch hier werden Tierversuche nur dann durchgeführt, wenn es keine alternativen Methoden gibt um die Sicherheit der Umwelt und des Menschen zu gewährleisten. Der Wunsch nach sicherer Chemie von der Gesellschaft ist enorm hoch, das hat dazu geführt, dass deutlich mehr Daten gefordert werden, die diese Sicherheit gewährleisten.
Da Tierversuche deutlich teurer sind und der Druck für Alternativen steigt, werden hier auch immer mehr in vitro Methoden, also Methoden, die genauso sicher sind jedoch ohne Tiere auskommen, verwendet.
Weltweit sticht China damit hervor, das in manchen Fällen noch Tierversuche für die Registrierung fordert, jedoch gehen auch hier die Tierversuche zurück. In den meisten anderen Regionen sind Tierversuche verboten, werden nicht mehr gefordert oder das Verbot ist in Arbeit.
Auch wenn auf einem Produkt draufsteht oder auch ein Zertifikat es bestätigt, dass es frei von Tierversuchen ist, bedeutet das lediglich, dass es nach der Definition dieses Labels frei von Tierversuchen ist. Jedoch auch dort sind Inhaltsstoffe enthalten, die ursprünglich mal an Tieren getestet wurden, weil es vor dieser Zeit üblich war und viele Komponenten Basisstoffe sind, wo es kaum möglich wäre diese nicht mehr zu verwenden. Diesen früheren Daten verdanken wir das Wissen, welche Chemie sicher ist. Auch bei neuen Stoffen wird auf dieses Wissen zurückgegriffen um abzuschätzen wie sicher dieser Stoff für den Einsatz in Kosmetik ist.
Die Kosmetikindustrie ist Vorreiter bei der Entwicklung von Alternativen Messmethoden über die Sicherheit von Stoffen vor vielen anderen Industrien. Durch den Druck gelang es hier schon sehr früh Alternativen zu entwickeln um die Sicherheit des Konsumenten zu garantieren. Heutzutage kann dieses Wissen an andere Industrien weitergegeben werden, um auch dort die Notwendigkeit von Tierversuchen überflüssig zu machen. Bevor man der Kosmetikindustrie unterstellt noch Tierversuche zu machen, sollte man sich erstmal gegen Tierversuche in der chemischen Industrie einsetzen und diese nach und nach verzichtbar machen.Neuer Text